Anfahrt
Locanas Weiler San Lorenzo ist aus Rosone über den ersten Teil der Strasse erreichbar, die durch das tiefe Piantonetto-Seitental hinaufführt.
Beschreibung
Nachdem wir durch die kleine Dorfgemeinde San Lorenzo gelaufen sind, steigt der Weg steil am Hang hinauf; dort befinden sich Großflächen an Gehölz, vorwiegend Birkenbäumen, die sich hier gut entwickelt haben, nachdem Anbau und Weide nicht mehr betrieben werden. Im unteren Teil des Hangs haben Kastanienwälder den Vorrang, während in den mittelhohen Gebieten kleine Buchenwälder stehen.
Man läuft durch einige verlassene und zerfallene Hüttendörfer; hier sind deutliche Spuren der intensiven Viehzucht der Vergangenheit erhalten. Besonders bemerkt man meterlange Trockensteinmauern zur Abgrenzung des Weges und der Besitztümer, oder um Terrassierungen in der Nähe der Dörfer zu bilden; sie wurden ausgeführt, um die steilen und unwirtschaftlichen Berghänge zu entsteinen und somit Ackerlandstreifen zu gewinnen, wo man einst Gemüse, Kartoffeln und Getreide anpflanzte und die optimale Sonnenlage des Hangs ausnutzte.
Auf den oberen Hangpartien wachsen neben Birkenbäumen auch Haselnussbäume und seltener die Grünerle und die Bergeberesche.
Alles lesen Es sind vorwiegend aus Birken und Haselnussbäumen zusammengesetzte Pionier-Ansiedlungen auf früheren Weiden und Anbaugeländer. Sie entwickeln sich langsam zu strukturierten Wäldern, und zwar in den unteren Gebieten zu Eichen- und in den oberen Gebieten zu Buchenwäldern, vorausgesetzt dass keine Eingriffe oder Störungen auftreten, wie unvernünftige Abholzungen oder natürliche wetterbedingte Katastrophen. Diese allmähliche Waldentwicklung ist oft von lokalen Verhältnissen verlangsamt, wie zum Beispiel eine geringe Bodentiefe oder eine karge Wasserverfügbarkeit. Für einige dieser problematischen Situationen können spezielle Forstwirtschaftseingriffe die Pflanzenentwicklung begünstigen, indem die gewünschten Pflanzenarten ausgewählt und mit Hilfe von Bepflanzungen die Arten verbreitet werden, die über keine näheren Pflanzen für die natürliche Besamung verfügen.
.
Auf Höhe 1700 m erreicht man die Hütten von La Cà, wo der Wald den Weiden weicht.
Wegen der steilen Hänge und der Steinansammlungen sind solche Weiden karg.
Die südliche Lage und die in einigen Jahreszeiten unzureichende Wasserverfügbarkeit tragen dazu bei, dass die fortschreitende Verwahrlosung der Weiden die Einnistung des Wacholders als dominante Pflanzenart anstelle der grünen Erle bewirkt, die im Gegenteil an den frischen und feuchten Berghängen zu finden ist (Weg Nr. 560). In der Nähe von Alpe Praghetta sind deutlich die Spuren der Entsteinungsarbeiten zu entdecken, mit denen man neues Wiesengelände gewonnen hat. Hier befinden sich auch die Reste einer alten Seilbahn, die früher als Transportmittel benutzt wurde, um Bergkäse hinunter in die Dörfer zu liefern und die Bewohner auf den Alpen mit den Lebensnotwendigkeiten zu versorgen. Diese Werke beweisen, dass diese Gebiete, die heute an Bedeutung verloren haben, das Überleben vieler Familien bis vor einigen Jahrzehnten gewährleistet haben.
Inmitten steiler Grashänge verfügt Alpe Praghetta mit seiner Position über einen wunderschönen Ausblick auf das Orco-Tal.
In den letzten 30 Jahren hat sich die Weidenutzung in diesen Gebieten stark verringert und es bleibt nur ein halbwildes Weiden in der Sommerzeit. Aus Mangel einer zweckmäßigen Ausnutzung dieser Gebiete hat sich die Weidenqualität allgemein verschlechtert; dazu kommt die Übernutzung der einfacher erreichbaren und mit wertvollerem Gras bedeckten Gebiete.
Alles Lesen Die Fruchtbarkeit dieser Alpwiesen ist sehr zurückgegangen, da Anbau und Weiden nicht mehr betrieben werden; dadurch verbreitet sich immer mehr die Festuca varia (Schwingel), eine typische Art der felsigen Wiesen, die auf dünnen und mineralreichen Böden wächst. Der Schwingel bildet sehr dichte und beim Antasten leicht erkennbare Büschel, da er trotz des zarten und biegsamen Aussehens starre und stachelige Spitzen besitzt. Unterhalb der ehemaligen Stallgebäude verbleiben Flecken von Fettwiesen, die mit ihrer leuchtend grünen Farbe gut von der mattgrünen Umgebung zu unterscheiden sind.