Anfahrt
Der Weiler Talosio der Gemeinde Ribordone ist über die Provinzstraße Nr. 49 erreichbar, die durch das Ribordone-Seitental von Sparone aus hinaufführt.
In Talosio steht ein Bus zur Verfügung; einen Tag vorher unter der Nummer 800049629 zur Reservierung anrufen.
Beschreibung
Nach der Hangüberquerung unter dem Gipfel Punta Praghetta erreicht man den Bergkamm, wo sich die Alpe di Colla und die Parkwächterhütte des Nationalparks Gran Paradiso befinden.
Der Weg überquert den steilen, an Felsenbildungen reichen Südhang. Vegetationsveränderungen können in der Nähe von Wasserläufen und kleinen Quellen beobachtet werden.
Hier lässt die typische Vegetation des trockenen Graslandes nach; breite Mooskissen umschlingen die Felsen und dank der starken Wasseraufnahmefähigkeit bilden sich geeignete Umweltbedingungen zur Entwicklung von hoch spezialisierten hygrophilen Arten, die in Kontrast mit der Vegetation der Umgebung sind.
Trotz des geringen Ausmaßes dieser Mooslandschaft ist ihre Umweltbedeutung beträchtlich, weil zur Entwicklung spezielle Umweltbedingungen notwendig sind. Es handelt sich um einen natürlichen Lebensraum von gemeinschaftlichem Interesse, der in den Auflistungen der EU-Richtlinie 43 vom Jahre 992 enthalten ist; Ziel der Richtlinie ist es, die gefährdeten und von besonderem Interesse Lebensräume und Arten durch die Schaffung des sogenannten Netzes „Natura 2000“ zu schützen. Hier kann man die Drosera rotundifolia erkennen , eine kleine Fleischfresserpflanze, die sich dank der Feuchtigkeit und dank den von Wasserstauungen bedingten Bodenverhältnissen entwickelt hat.
An der Alpe di Colla sind zwei nebeneinanderstehende Berghütten in traditioneller Bauweise zu bemerken aufmerksam. Eine davon, die im Bild zu sehen ist, weist eigene architektonische Merkmale auf, insbesondere das mit Gras bewachsene Dach.
Das Gebäude besitzt eine einfache rechteckige Form und die einzige Eingangsöffnung; es wird derzeit als Stall benutzt. Auf dem Eingangsbalken sind ein sehr altes Datum (655) und die Initialen des wahrscheinlichen Besitzers eingraviert. Im Innenraum kann man die Dachabdeckungsstruktur betrachten, die aus einer Überlagerung von Steinplatten besteht (es fehlt also ein Holzgebälk nach canavesanischer Tradition) und eine Art Höhle bildet, wie im Bild zu sehen ist.
Vom Aussichtspunkt, Colmetta genannt (Foto unten), genießt man einen wunderschönen Ausblick auf das obere Orco-Tal und auf die Lanzo-Täler.
Von hier aus kann man die steilen Weiden der Alpe Praghetta beobachten; man bemerkt die Spuren der heute aufgegebenen hundertjährigen menschlichen Aktivität, wie die Entsteinung der Weiden und die zur Kuhmistverteilung dienenden Gruben. Hier verbreitet sich der Wacholder (Juniperus nana) fortlaufend ab den wegen ihrer Steilheit nicht mehr benutzten Gebieten.
Von der Alpe la Colla führt der Weg abwärts in Richtung Alpe Montagne di Sopra, durch dürftige Weiden, die im unteren Teil von Wacholdern und Alpenrosen gedrängt werden. Der Weg führt dann in den größtenteils nicht spontan gewachsenen Wald hinein, der das Resultat von Forstpflanzungen der 60er Jahren mit Lärche, Fichte und Kiefer ist.
Hier trifft man auf das Sträßchen, das die Ankunftsstation der schiefen Ebene von IREN (von Perebecche-Rosone) mit dem im Jahre 1959 von AEM Turin fertiggestellten Eugio-Staudamm verbindet.
Der Weg führt Richtung Alpe Giassetto den linken Steilhang des Eugio-Seitentals (Vallone dell’Eugio) hinauf; die Route bietet hier ein sehr schönes Panorama, und einige Felsrippen lassen die Aussicht auf das Eugio-Seitental und das Orco-Tal genießen.
Das Bild unten zeigt eine Gesamtansicht auf das obere Eugio-Seitental ; man beobachtet eine noch gut erhaltene Gletschermorphologie; der Blick fällt auf die Spitzen Piata di Lazin, (aus der flachen Spitze gut erkennbar), Punta Gialin am Talende und Moncimour.
Ein ausgedehnteres Panorama bis zum Tal hinunter und zur Ebene schenkt der Ausblickpunkt am Bergrücken in Richtung Arzola-Spitze (Monte Arzola).
Von der Wallfahrtskirche aus, die der Madonna des Schnees und Christus Erlöser gewidmet ist, hat man eine gute Gesamtaussicht dem Gebirgskamm entlang, der die Wasserscheide zwischen dem Ribordonetal und dem Orco-Tal darstellt, so im Foto zu sehen. Dieser Bergkamm weist Spuren von morphologischen Segmenten auf, die Formen bewahren die auf Gravitationsprozesse von großen Ausmaßen zurückzuführen sind. ( Tiefe Erdferformung des Hangs )
Beim Abstieg in Richtung Talosio kommt man in Alpe Arzola vobei; der große Stall ist nur noch eine Ruine, seine Ausmaße zeugen dafür daß in der Vergangenheit der Viehzucht eine große Bedeutung zukam; auch die ausgedehnten Weiden, versehen mit einem dichten Grabensystem daß zur Düngung der Wiesen diente.
Leggi tutto Aus den Daten des Landesforstwirtschaftsplanes der Region Piemont ging hervor , dass im Jahr 1999 das Gebiet Alpe Arzola regelmäßig von 33 Rindern genutzt wurde, ein Großteil davon diente der Milchproduktion , auch wenn die Infrastrukturen damals ungeeignet und in einem Verfallzustand waren. Das Melken erfolgte von Hand und die Verarbeitung der Milch in einem, mit Holzfeuer erhitzten Kupferkessel . Der hergestellte Käse , „Toma“ genannt, wurde in kleinen Steinkellern ( crotin genannt ) gelagert und am Ende der Saison bergab zum Verkauf gebracht. Die Herden wurden vom Hirte mit Hilfe der Hunde über die Weide geführt, sodaß diese regelmäßig Futter abgrasen konnten. Die Tiere übernachteten im Stall und ein leistungsfähiges Kanalsystem erlaubte , den mit Wasser verdünnten Misst auf den Weiden zu verteilen und somit die wertvollen organischen Stoffe eine gute Futterqualität gewährleisten konnten.
Zur Zeit werden diese Weiden nur noch von Schafen, die der Fleischherstellung dienen benutzt; die Scharfherden werden im Sommer auf der Weide geführt und leben dort frei ; sie werden nicht mehr regelmäßig gehütet; die organischen Stoffe werden direkt von den Tieren in begränzten Gebieten abgelassen. Dieser, fast ausgestorbene Hirtenbetrieb führt zu einer progressiven Verarmung der Weide, mit überbeanspruchten Gebieten, wegen der hohen Konzentration organischer Stoffe. Dies verursacht starke Erosionsphänomene, vor allem in den von den Herden stark durchlaufenen Gebieten, die Vegetation tendiert zu nitrofilen Bildungen aus Überschuß an Nährstoffen. In den weniger beanspruchten Gebieten verarmt die Weide auf Grund geringer organischer Ausscheidungen, dadurch kommt es zu Buschbildungen. Für die Produktion bedeudet dies einen hohen Verlust an wertvollen Erzeugnissen (wie Fleisch, Milch und Nebenprodukte) aber auch unter dem landschaftlichen und natürlichen Gesichtspunkt hat sich das Habitat verändert , die Pflanzenarten verringert und die gesamte Landschaft hat sich dementsprechend angepasst.
Auf 1600 m Höhe führt der Weg in den Wald hinein, der vorerst aus spärlichen Bergbirkenbäumen zwischen turmartig hervorragenden Felsen besteht, unter denen der Weg sich durchschlängelt; weiter wird der Bergbirkenwald dichter und bedeckt die ehemaligen Weiden vollständig.
Dem Weg entlang kann man da Felsengravierungen beobachten, die Zeugnisse einer sehr alten menschlichen Kolonisierung im Ribordonetal ebenso wie in den übrigen canavesanischen Tälern sind. Man kann zwei Gruppen aus konzentrischen Kreisen bestehender Gravierungen beobachten (die auf Sonnensymbolik oder Weiblichkeitssymbolik zurückzuführen sind), die als einzigartig gelten. (G. Bertotti, Messaggi sulle rocce- Le incisioni rupestri nelle Valli Canavesane del Gran Paradiso, 1990, in der Buchserie “Orco antropologica” ).
Gerade unterhalb der Wegspur findet man einzelne buschartige Felsenbirnen (Amelanchier ovalis), die in diesen Gebieten selten wachsen, da der benötigte kalkhaltige Naturboden, die Sonne und die Trockenheit fehlen. Den gleichen buschförmigen Baum finden wir wieder in diesem Tal beim Aufstieg zum Colle Crest.
Beim Abstieg zur Fraktion Posio haben sich dank der stärkeren Bodenfruchtbarkeit und -tiefe Ahorn und Eschenwald anstelle der Birke angesiedelt. Diese Pflanzengesellschaften haben sich am Hang hinter den Dörfern angesiedelt, wo verbreitet Bodenterrassen zu finden sind, die in früheren Zeiten sicherlich bebaut und wo einzelne Eschenbäume angepflanzt wurden, um Laubzweig für das Vieh zu gewinnen. Die heutige Entwicklung ist durch die Anwesenheit der Buche, die aus den Buchenwäldern des mittleren Ribordonetales kommend hinaufsteigt, sowie von der vereinzelt vorkommenden Fichte bezeugt, die sich aus den Wäldern des angrenzenden Rio Boiretto-Seitentales verbreitet hat.
Ohne natur- (Windsturm, Erdrutsche) oder menschenbedingte Störungen (fehlerhaftes Fällen der Bäume) wird sich der Wald zu Buchen- und in den höheren Gebieten zu Fichtenwald entwickeln, mit einer weiten Zwischenschicht. Ein gutes Beispiel der Unterbrechung dieser Evolution infolge eines fehlerhaften Baumfällens kann man später auf der Trasse zwischen Posio und Talosio sehen. Hier wurde ein kleines Stück Ahorn-Eschenwald gefällt; dies hat zu einer Zurückbildung von einem Birken-Haselnusswald geführt und somit zu einer Verarmung des Ökosystems nicht nur im naturalistischen, sondern auch im forstwirtschaftlichen Sinne.
Gezielte Forsteingriffe hingegen, die eine ausreichende Baumabdeckung hinterlassen, können die natürliche Dynamik in den zu starken Evolutionsphasen ausgesetzten Wäldern beschleunigen.
Das gleiche Phänomen der Wiesenbedeckung durch den Ahorn-Eschenwald kann man in einer früheren Phase leicht um den Weiler Talosio beobachten.
Diese Pflanzenentwicklung, die dazu beiträgt, diese Landschaft zu verändern, ist mit dem Bevölkerungsstand eng verbunden. Anfang des 19. Jahrhunderts zählte die Gemeinde Ribordone 1500 Einwohner, die mit der Ausnahme von wenigen Saisonarbeitern in der Ebene hier selbstständig leben konnten. Im Jahr 2011 zählte man nur noch 69 Einwohner, die teils nicht ganzjährig hier ihren Wohnsitz haben und die sicherlich nicht von den örtlichen Ressourcen leben.
Im Weiler Posio sind weitere Spuren des intensiven Lebens erhalten, das in der Vergangenheit diese Dörfer belebte, wie zum Beispiel die religiösen Wandmalereien an den Hausfassaden.
Wenn man in Talosio ankommt, sieht man unter den ersten Häusern des Dorfes einen sehr interessanten Monolith, der als Tränke benutzt wird und mit einer Eingravierung des Jahres 1866 beschmückt ist.